Das Wichtigste im Überblick
Die Vorteile sind die Nachteile im Familienunternehmen. Wie ist das zu verstehen? Die Unternehmerfamilie und das Familienunternehmen bilden eine untrennbare Einheit. Damit werden Stärken und Schwächen der Unternehmerfamilie zu Vorteilen und Nachteilen des Familienunternehmens. So kann die Gleichbehandlung und Loyalität von Familienmitgliedern zu Fehlentscheidungen bei der passenden familieninternen Nachfolge oder der Besetzung von Führungspositionen führen. Gleichzeitig aber steht die Nachfolge innerhalb der Unternehmerfamilie für die Kontinuität, Tradition und Werten – ein wichtiger Erfolgsgarant der Familienunternehmen.
Am Ende ist es paradox: Der größte Vorteil des Familienunternehmens ist auch gleichzeitig sein größter Nachteil - die Existenz der Unternehmerfamilie. Der folgende Text zeigt Ihnen die Vorteile und Nachteile von Familienunternehmen auf. Das Bewusstsein, dass nicht auflösbare Paradoxien Bestandteil des Familienunternehmens sind, ermöglichen es Ihnen, die Wettbewerbsvorteile zu schaffen, die den Erfolg der modernen Familienunternehmen bestimmt.
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Ich bin Rainer Schwarz, Diplom-Kaufmann, Management- und Family-Coach. Meine langjährige Tätigkeit als Nachfolger und später geschäftsführender Gesellschafter unseres Familienunternehmens gibt meiner Arbeit ein sehr praxisorientiertes Fundament. Ich weiß, wovon ich spreche!
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Die erste Seite der Medaille: Vorteile von Familienunternehmen
Es liegt auf der Hand, dass der wesentliche Unterschied der Familienunternehmen zum Nicht-Familienunternehmen in der Existenz einer Unternehmerfamilie liegt. Also sollten auch die Ursachen für die Vorteile „familiärer Unternehmen“ dort Ihren Ursprung haben. Die Unternehmerfamilie steht als Eigentümerin mit Ihren Traditionen, Werten und damit auch Zielen für den langfristigen Bestand des Unternehmens. Das ist der wesentliche Unterschied zu Publikumsgesellschaften. Die daraus resultierenden Vorteile der Familienunternehmen sind:
- Unternehmerfamilien denken in Generationen und nicht in Jahresabschlüssen und Quartalszielen. Damit wird einer langfristig ausgerichteten strategischen Planung einer kurzfristig-profitorientierten der Vorzug gegeben. Sie sollten Ihr Familienunternehmen stets im Hinblick auf seine Übergabefähigkeit an die jeweils nächste Generation führen und entwickeln.
- Dies schafft Freiräume für nachhaltige und wertorientierte Entwicklungsprozesse des Gesamtunternehmens aber beispielsweise auch in der Produktentwicklung.
- Familienunternehmen verfügen in aller Regel über hohe Eigenkapitalquoten. Es wird „eigenes Kapital“ investiert, was einen konservativeren und nachhaltigeren Einsatz der Finanzmittel zur Folge hat. Sie Investieren dort, wo Wert geschaffen wird.
- Wachstum findet organisch und damit nachhaltig statt. Die Risiken und Fehltritte, die durch teure Akquisitionen und die Integrationen selbiger auftreten, sind deutlich reduziert.
- Familienunternehmen sind traditionell regional verwurzelt. Diese Verwurzelung stellt einen Wettbewerbsvorteil dar. Er steht für Kontinuität und Loyalität zum gesellschaftlichen Umfeld des Unternehmens. Diese fast schon symbiotische Beziehung zwischen Region und Familienunternehmen ermöglicht dem Arbeitgeber den Zugang zu Mitarbeitern, die dem Unternehmen oft während Ihrer gesamten Lebensarbeitszeit zur Verfügung stehen. Das ist ein unschätzbarer Wert (Fachkräftemangel!), da diese Mitarbeiter über ein sehr hohes Erfahrungswissen, gerade in Bezug auf Prozesse und Produkte des Unternehmens verfügen.
- Kunden schätzen insbesondere die Kontinuität in Bezug auf hohe Produktqualität, Lieferfähigkeit und Service. In Zeiten des „Reshoring“ und der Existenz komplexer (abbrechender) Lieferketten, sowie der Etablierung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz stellt dies insbesondere in mittelständischen, familienkontrollierten Zulieferbetrieben einen klaren Wettbewerbsvorteil dar.
Die genannten Vorteile von Familienunternehmen sind sicherlich nicht vollständig. Sie variieren stark im Hinblick auf Gesellschafterstruktur (Anzahl der Gesellschafter, Verteilung der Anteile), Führungsstruktur (Positionen/Rollen der Unternehmerfamilie im Management) und Geschäftsstrategie.
Die zweite Seite der Medaille: Nachteile von Familienunternehmen
Betrachtet man die Vorteile von Familienunternehmen (s.o.), dann zeigen sich gleichzeitig auf gleicher Ebene im Familienbetrieb die Nachteile. Die Vorteile sind die Nachteile des Familienunternehmens – das gilt insbesondere für die Unternehmerfamilie.
Das klingt paradox und das ist es auch. Familienunternehmen stecken voller Paradoxien und diese lassen sich nicht „auflösen“. Die beste Art mit Ihnen umzugehen ist sich Ihrer bewusst zu sein und aus Ihrer Existenz einen Nutzen in der täglichen operativen Arbeit und in der Führung zu ziehen.
- Unternehmerfamilien denken nicht in Jahresabschlüssen und Quartalszielen. Die langfristig ausgerichtete strategische Planung kann zuweilen einer agilen Ausrichtung an Markttrends entgegenstehen. „Economies of speed“ sind schwerer zu realisieren.
- Neuprodukt-Entwicklungsprozesse können verhindert oder verlangsamt werden.
- Familienunternehmen verfügen in aller Regel über hohe Eigenkapitalquoten. Oft ist ein Großteil des Vermögens im Betrieb investiert. Private finanzielle Engpässe, können zu Engpässen im Unternehmen werden. Die Investitionspolitik wird dadurch beeinflusst. Eine abgestimmte Ausschüttungspolitik innerhalb der Unternehmerfamilie ist unbedingt erforderlich.
- Der Zugang zu den Kapitalmärkten (externe Kapitalbeschaffung) ist eingeschränkt.
- Die Möglichkeit durch Akquisitionen zu wachsen ist durch die Konzentration auf organisches Wachstum eingeschränkt. Die dadurch fehlende Diversifikation stellt ein erhöhtes Risiko dar.
- Familienunternehmen sind traditionell regional verwurzelt. Diese Verwurzelung kann eine Limitierung im Hinblick auf Wachstum bedeuten. Warum? Oft tun sich regionale Familienunternehmen schwer, Fachkräfte dauerhaft in ländliche Gebiete zu locken und sie zu binden.
- Der Wunsch der Unternehmerfamilien, das Familienunternehmen innerhalb der Familie weiterzugeben macht die „funktionierende Nachfolge“ zum größten Nachteil und Risiko, das Familienunternehmen tragen. Funktioniert die geplante Nachfolge im Familienunternehmen nicht, kann das die Existenz des Unternehmens gefährden.
- Werden Positionen in der Unternehmensführung durch Familienmitglieder besetzt, steht nicht immer die Qualifikation im Vordergrund, sondern innerfamiliäre Kriterien der Stellenbesetzung. Das kann ein Risiko darstellen und verhindert die Karriere „externer“, hochqualifizierter Fachkräfte, die sich in der Wirtschaft neue Beschäftigungen suchen.
Family First oder Business First – ein ewiges Spannungsfeld Vereinbarkeit Familie und Unternehmen
Familienunternehmen und Unternehmerfamilien bilden eine Einheit. Sie getrennt zu betrachten gelingt nicht. Genau darin liegt aber auch das Problem und dort finden sich im Familienunternehmen die Vorteile und Nachteile. Die Systemik der Familie steht oft im Gegensatz zur Aufbau- und Ablauforganisation eines Unternehmens.
Die folgende Tabelle zeigt einige dieser Gegensätze.
Die Handlungsfähigkeit der Unternehmerfamilie bedingt den Erfolg des Familienunternehmens. Damit rücken die Besetzung der unternehmerischen Führung mit Familienmitgliedern und Probleme der Unternehmensnachfolge, also die Suche nach dem „passenden Nachfolger innerhalb der Familie“ in den strategischen Fokus. Das im Sinne des Familienunternehmens erforderliche „Business First“ wird oft vernachlässigt, wenn familieninterne Zielsetzungen (Family First!) dem widersprechen. Werte und Familientraditionen oder die „gerechte Gleichbehandlung“ aller Familienmitglieder stehen der Logik der profitorientierten Unternehmensführung oft im Wege. Damit ist beides möglich.
Ziel ist es Familientradition und unternehmerisches Arbeiten auch in paradoxen Situationen zu vereinen und daraus einen Wettbewerbsvorteil zu ziehen. Dieses Ziel erreichen Sie ohne den erfahrenen und integrierenden Blick von außen oft nicht.
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